Medizinische Angebote orientieren sich in vielfacher Hinsicht an der männlichen "Norm" und berücksichtigen weibliche Erfordernisse zu wenig. (Foto: Pexels/Pixabay)

Gesundheitspolitik

Die Lebenswelt von Frauen sowie ihr Verständnis von Krankheit und Gesundheit finden sich in den Angeboten der Gesundheitsversorgung nur ungenügend repräsentiert

Medizinische Angebote orientieren sich in vielfacher Hinsicht an der weißen, männlichen Norm und sehen Frauen als Abweichung von Männern, die von andersartigen Beschwerden betroffen sind und anders auf gesundheitliche Probleme reagieren. Häufig fehlt Wissen über geschlechtsspezifische Unterschiede von Therapien, z.B. bei der Wirkung von Medikamenten. Forschung zu Diagnostik und Therapie von Erkrankungen sind bislang nicht konsequent geschlechtsdifferenziert angelegt. Eine eurozentristische Sichtweise führt zusätzlich dazu, dass beispielsweise Hautkrankheiten bei Menschen mit dunklerer Hautfarbe seltener diagnostiziert werden. Des Weiteren erhalten mehrgewichtige Menschen selten die medizinische Versorgung, die sie benötigen, da sich Ärzt*innen zu sehr auf das Körpergewicht fokussieren.

CEDAW, das Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau von 1979, geht im Art. 12 auf die Gesundheitsrechte der Frau ein. Ausführlich dargelegt werden die Pflichten der Staaten in der Allgemeinen Empfehlung Nummer 24 zu Frauen und Gesundheit (1999). Beispielsweise wird den Staaten nahegelegt, auch gesundheitsrelevante Inhalte anderer CEDAW-Artikel sowie die in anderen UNO-Instrumenten enthaltenen Gesundheitsrechte und Gesundheitsvoraussetzungen zu berücksichtigen.
Das Dokument als PDF zum Nachlesen finden Sie hier.

Der DFR fordert:

  • Gendersensible Prävention und Gesundheitsförderung voranzutreiben und vorhandene Gender-Expertise für Bedarfsermittlung, Konzeptionen und Festlegung von Qualitätsstandards zu nutzen
  • Diversitätssensible Forschung zu Diagnostik und Therapie von Erkrankungen und Anwendung der Ergebnisse in der Praxis
    • Lehrmaterialien in der medizinischen Ausbildung, die der Vielfalt menschlicher Körper gerecht werden
    • Sensibilisierung für die Geschlechtervielfalt in klinischen Studien
  • Förderprogramme zur medizinischen Forschung sowie für gesundheitsbezogene Modellprojekte müssen nach den festgelegten Leitlinien zum Gender Mainstreaming umgesetzt werden
  • Gesundheitsinformationen und Beratungen, die den Bedürfnissen der Frauen entsprechen und für sie verständlich sind
  • Angemessene Geburtshilfe und Versorgung bis zum Ende des ersten Lebensjahres sowie verbesserte Arbeitsbedingungen für Hebammen und Ärzt*innen
    • Der DFR fordert einen Nationalen #Geburtshilfegipfel. Lesen Sie hierzu das Strategiepapier des Arbeitskreises Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V.
  • Freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen
    • Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen
    • Verankerung im Curriculum des Medizinstudiums – bisher werden sogenannte „Papaya-Workshops“ von den Studierenden selbst organisiert
  • Paritätische Besetzung von Entscheidungsgremien in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung und -forschung